Der Impfstoff gegen Gürtelrose hat sich als unerwartet vorteilhaft erwiesen: Er könnte helfen, ältere Menschen vor Demenz zu schützen, einer Erkrankung, die Millionen von Menschen weltweit betrifft. Eine neue Studie aus Wales hat mehr als 280.000 ältere Menschen verfolgt und festgestellt, dass diejenigen, die den Impfstoff erhalten haben, 20% weniger wahrscheinlich an Demenz erkranken als diejenigen, die sich nicht impfen ließen.
Gürtelrose, umgangssprachlich als Herpes bekannt, wird durch dasselbe Virus verursacht, das Windpocken auslöst. Nach einer Windpockeninfektion bleibt das Virus latent im Körper und kann bei älteren oder immungeschwächten Personen reaktiviert werden, was zu starken Schmerzen und Hautläsionen führt. Glücklicherweise gibt es einen Impfstoff, der für Personen über 50 Jahre und Risikogruppen empfohlen wird.
Ein natürliches Experiment, das überraschende Zusammenhänge offenbarte
Die Forschung, geleitet von Wissenschaftlern der Stanford-Universität und veröffentlicht in der Zeitschrift Nature, entstand aus einem interessanten Fakt. Im Jahr 2013 startete die walisische Regierung eine Impfkampagne, entschied sich jedoch aufgrund eines begrenzten Angebots, nur diejenigen zu impfen, die am 1. September dieses Jahres 79 Jahre alt wurden. So entstand ein ideales Szenario, um die Auswirkungen des Impfstoffs zu untersuchen: eine Gruppe von Personen, die ihn erhielten, und eine andere, die ihn nicht erhielt, aber in allen anderen Aspekten ähnlich war.
Die Studie zeigte, dass nach sieben Jahren die Raten von Gürtelrose bei den Geimpften um 37% sanken. Noch beeindruckender ist, dass eine von acht Personen Demenz entwickelte, das Risiko jedoch bei den Geimpften deutlich geringer war.
Professor Pascal Geldsetzer, einer der Autoren der Studie, kommentierte, dass die Beweise für den Schutz durch den Impfstoff eindeutig sind und dass das Studiendesign, ähnlich einer klinischen Studie, Verzerrungen in den Ergebnissen minimiert. Dies untermauert die Idee, dass es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Impfung und dem reduzierten Risiko für Demenz gibt.
Obwohl die Beziehung zwischen Virusinfektionen und Demenz nicht neu ist, liefert diese Studie einen robusten methodologischen Ansatz. Die Forscher stellten sicher, dass die beobachteten Unterschiede auf die Impfung und nicht auf andere Faktoren wie Lebensgewohnheiten oder Vorerkrankungen zurückzuführen waren.
Trotz der Ergebnisse bleiben noch unbeantwortete Fragen. So wurde beobachtet, dass der schützende Effekt des Impfstoffs bei Frauen signifikant stärker war als bei Männern, möglicherweise aufgrund von Unterschieden im Immunsystem. Darüber hinaus war der in Wales verwendete Impfstoff ein anderer Typ als der, der derzeit in vielen Ländern verabreicht wird, was Fragen zur Wirksamkeit im aktuellen Kontext aufwirft.
Diese Studie eröffnet neue Perspektiven für das Verständnis der Beziehung zwischen Virusinfektionen und der Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer und legt nahe, dass die Impfung ein wertvolles Werkzeug sein könnte, um nicht nur Infektionen zu verhindern, sondern auch die psychische Gesundheit älterer Menschen zu schützen.